Verkehr

Beides ist Argentinien: Oben die Av. Corrientes in Buenos Aires bei Stau im Abendverkehr (18:00 - 20:00). Nada anda! Die Staugefahr erhöht sich bei Regen/Gewitter, Stromausfall, Streiks und Demonstrationen, Protestmaßnahmen der "Piqueteros".

Es kann sein, dass man von Belgrano ins Institut Lenguas Vivas, was man um 7:00 Uhr in 10 Min. fährt, eine Stunde braucht!

Das schier unlösbare (auch nicht durch verbotenes Hupen) Verkehrsproblem hat viele Ursachen:

  • Die hervorragenden Bahninfrastruktur aus dem 19./20. Jh. hat man verrotten lassen.

  • Für eine Giga-Stadt sind 5 U-Bahnlinien viel zu wenig; sie transportieren über 1 Mio. Menschen am Tag in drückender Enge >> Ansteckungen mit Infektionskrankheiten, hohe Zahl an Erkältungskrankheiten.

  • Staatliche Preiskontrolle über die privatisierten Massenverkehrsbetriebe, was Investitionen und Wartungsarbeiten senkt, bzw. verhindert ( >> stinkende Busse).

  • Der Dauerboom nach der Krise seit 2003 mit Wachstumsraten von jährlich 9 % hat das KfZ-Aufkommen in Gran Buenos Aires sich verdoppeln lassen.

>> Analyse in LaNación

Für uns ist der Verkehr in BsAs der größte Stressfaktor. Dazu kommt die Fahrweise der Verkehrsteilnehmer: Eingezeichnete Fahrspuren werden nicht eingehalten, stattdessen wird stets dir Diretissima gesucht, Blinker werden nicht gesetzt, "Rechts vor Links" gibt es als Regel, in der Praxis hat aber immer der Forschere Vorfahrt. Es gibt in den Medien und durch die Regierung und den ACA (vgl. ADAC) jede Menge Initiativen zur "Educación vial", wir sehen aber keinen Erfolg, auch wenn am 8.8.07 um 20:30 alle Sirenen im Lande aufheulten als Protest gegen ein schreckliches Verkehrsunglück bei dem busfahrende Schulkinder in ihrem aufgeschlitzten Gefährt zu Tode kamen.

Erstaunlich ist immer wieder, dass dennoch so wenig passiert, weil die Fahrweise letztlich doch eher defensiv ist. Am sichersten fährt man m. E. (Michael), wenn man möglichst schnell und möglichst weit links fährt >> dann wird man nicht geschnitten: "Hammer oder Amboss?2 - das ist hier wieder mal die Frage!

Am Gefährlichsten - quasi mit der Arschkarte - lebt man als Radfahrer: Busse sitzen dir im Nacken, Pkw schneiden dich links und rechts, Fußgänger, Jogger und Gänse (!!) kreuzen deine Spur, ohne links und rechts zu schauen, und dabei musst du noch darauf achten, die "Lomadas" (= Langsammachhügel) und die tiefen Schlaglöcher klug zu nehmen! Wenn du dann beim sportlichen Training mit dem alten Bianchi-Rennrad dennoch einen 31,3 km/h-Durchschnitt schaffst bei den Trainingsrunden im Parque 3 de Febrero, darfst du stolz sein.

Laut einem Bericht der Zeitung LA NACION vom 12.09. 2007 hat sich der Verkehr auf der Panamericana, das ist die Autobahn nach Norden, in 13 Jahren auf 790.000 Fahrzeuge pro Tag verdoppelt!

Unverantwortlich hohe Geschwindigkeit und rücksichtsloser Spurwechsel werden als Ursache für schlimme Unfälle beklagt.

So sieht die "Ruta 40" ( >> "Traumstraße der Welt") in den Provinzen La Rioja, Salta, Tucaman und Jujuy aus. Teilweise geteert, meist eine Ruta de Ripio (Sand-, Schotter-, Erdstraße) geht es ewig geradeaus bis zur nächsten, als höchst gefährlich angekündigten 10°-Kurve! Hier ist jeder Mensch, den du manchmal eine halbe Stunde vermisst, ein Freund! Hier ist Fahren die reine Freude!

Einer der seltenen Überholvorgänge auf der Ruta 40 nahe Molinos (Salta). Wenn die Provinzstraßen geteert und gerade sind, kannst du da auch mit 170 km/h fahren!

Für Erkunder des Landes am Andenrand sei auf jeden Fall die legendäre "Ruta 40" empfohlen, die in großer Einsamkeit immer wieder phantastische Aus- und Einblicke in die durch Erosion zur Farben- und Formenpracht gestaltete Andenlandschaft gewährt.

Unser Toyota RAV-4 als kompakter Dauerallrad hat sich gut bewährt.

Zum Kollaps in BsAs: >> Lesen Sie in La Nación vom 15.11.2008

© 2007-2008 Michael SeegerHeide Walb, Buenos Aires, update 15.11. 2008  mail an organisator